Epilepsie-Lehrerpaket

2.8 Auftretende Begleitstörungen

Wie bisher ausgeführt, unterliegt die soziale und die kognitive Entwicklung epilepsiekranker Kinder und Jugendlicher ganz spezifischen Risiken. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Schulproblemen ist, im Vergleich zu ihrer "normalen" Intelligenz, erstaunlich hoch. Man geht davon aus, dass nur jedes zweite epilepsiekranke Kind ohne Schwierigkeiten die Schule durchläuft. Hier spielen Teilleistungsstörungen mit ihren unterschiedlichen Ursachen eine erhebliche Rolle.

Ein Teil dieser Störungen bzw. dieser hirnorganisch bedingten Schädigungen kann inzwischen in bildgebenden medizinischen Verfahren diagnostiziert werden.

Ein weiterer Teil dieser Kinder zeigt Teilleistungsstörungen als Nebenwirkungen der Medikamente, die sie in Mono- oder häufig auch in Kombinationstherapie einnehmen. Erst in den letzten Jahren wurden diese Pharmaka näher in ihren Auswirkungen auf das Lern- und Leistungsverhalten erforscht.

Andere Kinder entwickeln aufgrund der langjährigen Krankheit Auffälligkeiten im Bereich der Selbständigkeits- und Persönlichkeitsentwicklung. Ihre Schulprobleme sind hauptsächlich auf soziale und emotionale Probleme zurückzuführen.

Welchen Anteil hirnorganische, medikamentöse Nebenwirkungen und psychosoziale Faktoren für das einzelne Kind haben, ist individuell unterschiedlich. In jedem Fall ist eine ausführliche Intelligenzdiagnostik mit standardisierten Testverfahren angezeigt. Ebenso wichtig ist die Analyse der Testprofile, die wiederum Aufschluss über differenzierte Störungen geben können. Die bekannten Verfahren zur Feststellung von Teilleistungsstörungen sowie standardisierte und informelle Instrumentarien der Schulleistungsdiagnostik ergänzen ein qualifiziertes Gesamtbild. Um die Bedeutsamkeit solcher Testergebnisse richtig interpretieren zu können, sind eine ordnungsgemäße Durchführung und Anleitung des Probanden ebenso wichtig wie die Frage, wie das Kind in der (natürlich möglichst optimal gestalteten) Testsituation die Leistung erbracht hat.

Neben den standardisierten Tests gibt es noch viele andere relevante Verfahren, die über die Aufgaben der schulischen Beratung und Schulpsychologie hinausgehen und mehr im ambulanten und klinischen Bereich Anwendung finden.
Ihre Bedeutung haben die Aussagen einer psychologischen und neuropsychologischen Diagnostik vor allem für die Einschätzung von Nebenwirkungen und Krankheitsverläufen, zur fachlichen Fundierung einer qualifizierten Schullaufbahnberatung und zur Prognose bezüglich der beruflichen Eingliederung. Sie müssen jedoch stets im ganzheitliche.
Kontext von medizinischer Behandlung, Gesamtpersönlichkeit des Kindes, familiärem und schulischem Umfeld gesehen werden.