Epilepsie-Lehrerpaket

5 Materialliste

5.1 Vorlagen

5.1.1 Persönlicher Fragebogen zu Epilepsie (PDF)

5.1.2 Handlungsplan/Vereinbarung für das Verhalten bei einem Anfall (PDF)

5.1.3 Leitfaden für Elterngespräche (PDF)

5.1.4 Leitfaden zur Beobachtung und Beschreibung von Anfällen (PDF)

5.2 Erkennen epileptischer Anfälle

Die bekannteste Erscheinungsform der Epilepsien ist der große Krampfanfall. Hier ist das andersartige Verhalten meist recht deutlich zu erkennen. Allerdings gibt es noch zahlreiche andere Anfallserscheinungen, die oft nur wenig Ähnlichkeit mit dem Krampfanfall haben, aber trotzdem typischer Ausdruck einer Epilepsie sind. Diese werden bisweilen weder von den Betroffenen selbst noch von den Angehörigen bzw. den Lehrern als epileptische Erscheinungen bemerkt und als krankhaft bewertet. Dadurch kommt es häufig zu Fehleinschätzungen und die sonst unauffälligen Kinder werden oft in ihrer Persönlichkeit als leichtsinnig, fahrig, unkonzentriert, nicht ausdauernd, wenig zielstrebig, leicht ablenkbar, verträumt, aggressiv usw. charakterisiert.

Zu weiteren Fehlbeurteilungen verleiten mitunter auch die Leistungsschwankungen, die durch vorübergehende Veränderungen im Krankheitsbild, durch Anfallshäufungen und Medikamentenumstellung oder durch häusliche Probleme bedingt sein können. Lehrer kritisieren diese zeitweiligen Lernstörungen manchmal fälschlicherweise als mangelnde Anstrengungsbereitschaft oder Faulheit. Solche Fehldeutungen können zu einem Teufelskreis führen, der weitere negative Auswirkungen auf die Lernbereitschaft und das Verhalten des Kindes hat.

Während des Anfalls verhält sich das Kind offensichtlich anders als normalerweise. Überdauernde Verhaltensauffälligkeiten, die für Epilepsien typisch sind, gibt es nicht! Allerdings ergeben sich Auswirkungen auf das Verhalten oft durch die Krankheitsbewältigung und die veränderten Rahmenbedingungen in der Lebenssituation des Kindes. Dazu gehören Erziehungsfehler wie Überbehütung, Über- oder Unterforderung, Vorurteile und falsche Reaktionen des Umfelds.

Trotzdem können in der Schule aufgrund der oben angeführten erschwerten Bedingungen durch die chronische Krankheit selbst Konflikte mit anfallskranken Kindern entstehen. Nach Aussagen von Lehrkräften sind diese Kinder häufig leichter reizbar, labiler und unruhiger als Gleichaltrige und stören durch höhere motorische Aktivität oder starkes Mitteilungsbedürfnis öfter den Unterricht. Auch ermüden diese Kinder oft rascher und ihre Aufmerksamkeitsspanne kann kürzer sein. Solche Auswirkungen können sich in einem Diktat zeigen, das zum Ende hin mehr Fehler aufweist und in dem das Schriftbild zunehmend fahriger wirkt.

Die Lehrkraft hat also auch eine diagnostische Funktion. Wichtig ist dabei eine möglichst klare Beschreibung der beobachteten Verhaltensauffälligkeit. Das frühzeitige Erkennen eines Anfalls und die genaue Schilderung des Ablaufs sowohl durch den Betroffenen selbst (Eigenwahrnehmung) als auch durch sonstige Zeugen (Lehrkraft, Eltern, Mitschüler) sind nicht nur entscheidende Hilfen für die korrekte ärztliche Diagnose sondern auch wichtige Hinweise für Lehrer und Eltern. Das Wissen um diese Erscheinungen hilft, sekundären Verhaltens- und Lernstörungen vorzubeugen und einen angemessenen Umgang mit dem Betroffenen in der Schule zu gewährleisten.

Neben dem detaillierten Ablauf sind die Häufigkeit, der Zeitpunkt und mögliche Auslöser wichtige Informationen. Natürlich sollte der Lehrer auch auf Veränderungen im Lern-, Leistungs- und Sozialverhalten achten, die möglicherweise Hinweise auf die Erkrankung geben oder in Zusammenhang mit der medikamentösen Behandlung stehen könnten.

Als Protokoll für eine detaillierte Anfallsbeobachtung und -beschreibung findet sich hier ein Leitfaden, der hilft, Beobachtungen festzuhalten. Diese dienen dem Elterngespräch und stellen wichtige Informationen für den Arzt dar.